22. Juni 2021

Mut kann man nicht kaufen

Michaela Stradner

Michaela Stradner
Energiebündel, Speed-Queen, Landwirtin, PR-Lady & begnadete Netzwerkerin

Ich lebe mit dem Risiko, dass es auch manchmal nicht so berauschend aussieht. Dann kann ich aber wenigstens über mich selbst lachen, sozusagen ein absolut kalkulierbares Unterfangen. Sich selbst immer wieder neu erfinden und neu zu entdecken, macht Spaß. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich Mut automatisch mit Sport verbinde. Sind wir nicht ständig in allen Lebensbereichen gefordert unsere Komfortzone zu verlassen, mutig zu sein, um Fortschritte zu machen? Wie sehr wir bereit sind, unsere persönlichen Grenzen zu überschreiten, liegt allein an uns selbst. Ein neuer Haarschnitt kann für jemanden etwas Alltägliches sein, einer anderen Person jedoch große Überwindung kosten. Natürlich mag es ein bisschen Charaktersache sein, wie mutig eine Person durchs Leben geht. Seine Meinung zu äußern, etwas zu wagen, wobei der Ausgang ungewiss ist, seine Angst in einer Situation zu überwinden, furchtlos zu sein, dazu gehört starkes Vertrauen in sich selbst. Nach all diesen Erkenntnissen bemerke ich, dass ich vielleicht doch zur etwas mutigeren Spezies gehöre. Sportlich gehe ich bewusst gerne an meine Grenzen, da es ein ungemein befreiendes Glücksgefühl in mir auslöst, wenn mein Mut letztendlich meine Angst besiegt. Eine Art Challenge.
Aber richtiger Mut? Das ist für mich persönlich etwas ganz anderes. Eigentlich etwas Alltägliches. Etwas, was jeden betrifft. Vielleicht kostet es manchen Lesern des Buches nur ein Lächeln. Aber vielleicht inspiriert es auch jemanden. Für mich ist es Überwindung. Es erfordert all meinen Mut –Mut, mich auf etwas einzulassen:
Ich stehe vor dem Spiegel – nackt. Eigentlich alles halbwegs ok denke ich mir, ich bin gesund, das ist das Wichtigste. Wäre da nicht ein kaum hörbares Nebengeräusch, das mir zuruft: „Schon wieder zugenommen, gratuliere.“ Nicht, dass ich nicht schon alles versucht hätte. Ich bin sehr diszipliniert, auch beim Essen, mache extrem viel Sport, eigentlich dürfte ich nicht zunehmen. Und übrigens, fast hätte ich es vergessen, ich weiß alles und wenn ich nicht alles weiß, dann eigne ich mir eben das benötigte Wissen an. Mir erzählt keiner etwas! Das muss der Wechsel sein, schließlich bin ich schon Mitte 40. Tief in mir drinnen, weiß ich aber genau, dass ich an einem Punkt angelangt bin, an dem ich selbst nicht mehr vorankomme. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben und ich muss mir selbst eingestehen, dass ich vielleicht doch nicht mein eigener Experte in allen Lebensbereichen bin. Mit meiner Weisheit bin ich diesmal in einer Sackgasse, das ist mir klar, da gibt es kein Weiterkommen – Endstation. Hauptsache gesund. Damit muss ich mich abfinden. (Dann werde ich halt fett!) Will ich aber nicht. Nein, auf keinen Fall. Aber was ist die Alternative? Ich kann es nicht einmal laut denken. Wenn ich der Lösung näherkommen will, muss ich mir helfen lassen. Das erste Mal in meinem Leben. Bin ich schwach, das kann doch nicht sein, irgendwo habe ich sicher nur einen Denkfehler eingebaut. Mit der Idee, dass jemand einen anderen Ansatz haben könnte und mir möglicherweise wirklich weiterhelfen kann, damit muss ich mich langsam anfreunden. Entweder bin ich mutig und suche mir einen Fachmann (der definitiv erst gefunden oder gar erst geboren werden muss und den ich natürlich bis zur Unterwäsche analysiere) oder ich belasse es so, wie es ist. Eines weiß ich, wenn ich es mache, muss ich mich komplett darauf einlassen…
Mein Spiegelbild zeigt es mir heute. Eine andere Perspektive aus einem neuen Blickwinkel – von außen. Und schon sieht alles anders aus. Es lohnt sich!

SEID MUTIG